Harsefeld widersteht dem Tabellenführer eine Halbzeit lang

Tageblatt Bericht von Jan Bröhan:

HARSEFELD. Die abstiegsgefährdeten Landesliga-Fußballerinnen des TuS Harsefeld schaffen es, eine Halbzeit gegen den Tabellenführer dagegen zu halten. Dann drehen die flinken und viel jüngeren Gegnerinnen aber auf. Die Harsefelderinnen können oft nur noch zuschauen.

Der Rückrundenstart beginnt für die Landesliga-Fußballerinnen des TuS Harsefeld mit einem unverhofften Höhepunkt. Zur Halbzeit ist die abstiegsgefährdete Mannschaft voll im Soll und Trainer Marcus Bawol hat noch den Glauben, dass sein Plan aufgeht. Doch in der zweiten Halbzeit spielt sich der verlustpunktfreie Tabellenführer SG Geestland in einen Rausch und deklassiert den Gastgeber mit einer 1:7-Niederlage.

Die Niederlage an sich, ist schon vor dem Spiel eingeplant. Geträumt hat niemand beim TuS Harsefeld. „Es war klar, dass hier nichts zu holen ist“, sagt TuS-Trainer Marcus Bawol nach dem Abpfiff, „aber wir wollten ihnen das Leben so schwer machen wie möglich.“ Sein Plan, tief zu stehen und den immer siegenden Tabellenführer kommen zu lassen, dann aber empfindlich zu stören, geht in der ersten Halbzeit so gut auf, dass selbst er, der Trainer, überrascht ist. „Mit der ersten Halbzeit bin ich sehr zufrieden. Ich hätte nicht gedacht, dass wir so gut dagegen halten können“, sagt Marcus Bawol.

TuS-Torhüterin Annelen Frank ist während der anfänglichen Findungsphase auf dem Posten, hält den Außenseiter in den ersten Minuten mit drei guten Paraden im Spiel. „Stark gehalten, ne“, sagt ein Vater zu seinem Sohn, als Annelen Frank sich streckt und den Ball zur Ecke klärt. Vater und Sohn radeln am Kunstrasenplatz des Waldstadions vorbei, auf dem Gepäckträger ein Skateboard, Sonntagsausflug. Nach der Parade bleiben sie stehen, lehnen sich auf ihre Lenkerstange und schauen über den Zaun hinweg für eine Viertelstunde zu. Sie sehen das 1:0 in der achten Minute durch TuS-Kapitänin Angelika Heller. Sie schließt den ersten Harsefelder Angriffsversuch aus gut 20 Metern per Heber über die aufgerückte SG-Torhüterin ab. Ein gewollter Glücksschuss. Die Führung aus dem Nichts. Der Harsefelder Höhepunkt. Sogar eine Art Ausnahmezustand: Der konkurrenzlose Tabellenführer hat bis dahin erst vier Gegentore in zehn Spielen hinnehmen müssen. Der TuS Harsefeld hat in beiden Duellen getroffen, das Hinspiel endete 1:2.

1:2 steht es in diesem Rückspiel zur Pause. Nach einem Eckball hat SG-Spielerin Stefanie Herzberg im Strafraum zu viel Platz und sehr viel Zeit und nutzt beides für einen unhaltbaren Abschluss. Erstes Anzeichen, dass den Harsefelderinnen ihr intensives Spiel in die Beine geht. „Mädels, ihr müsst mehr nach hinten arbeiten.“ „Ihr müsst vorne auch mithelfen.“ „Ihr verliert die Ordnung, ihr müsst euch bewegen.“ Die Anforderungen von Trainer Marcus Bawol haben Kraft gekostet. Das 1:2 fällt mit dem Pausenpfiff. Drei Harsefelderinnen werden umkurvt wie Hütchen im Training, die Torschützin steht unbeachtet mittig im Fünfmeterraum. „Mann, Leute“, motzt Torhüterin Annelen Frank und klopft mit ihren Torwarthandschuhen auf den abgewetzten Kunstrasen. Pause. Luft holen.

Die Luft ist aber schnell raus, aus dem Spiel und bei den TuS-Spielerinnen, die nur noch hinterherlaufen. Marcus Bawol kritisiert seine Mannschaft für ihr apathisches Zuschauen in einigen Szenen. Nimmt seine „alten Hasen“ im Großen und Ganzen aber in Schutz: „Die sind so schnell, die jungen Mädels, da kommen meine alten Hasen nicht mehr hinterher“, sagt er und lacht. Die SG-Mannschaft ist schon als Aufsteiger in der Vorsaison durchmarschiert. Nun gelingt es den 17- und 18-Jährigen abermals. Torschützin Rieke Kniep wird erst heute 17 Jahre alt, Tale Haesche ist noch 16. Die TuS-Mannschaft ist im Schnitt zehn Jahre älter. So groß der Altersunterschied ist, so groß ist auch der Klassenunterschied. Zum Glück spielt der Tabellenführer in einer anderen Klasse, den Klassenerhalt muss der TuS gegen den Rest der Liga klar machen.

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