Martens lernt den Fussball von der anderen Seite kennen

Ein riesiges Talent – als Fussballer, aber auch in seiner neuen Funktion bei uns: Sascha Martens. Er brennt, wie auf dem Platz. Ein toller Bericht von Tageblatt Redakteur Jan Bröhan. Lest selbst…

Sportdirektor beim TuS Harsefeld

Mit Alexander „Sascha“ Martens hat sich einer der bekanntesten Fußballer der vergangenen 15 Jahre als aktiver Leistungsträger verabschiedet. Ganz vom Fußball lassen kann der bald 33-Jährige allerdings nicht.

Das Bild war ungewohnt, wird sich in der kommenden Saison aber wiederholen. Alexander „Sascha“ Martens läuft nicht im Trikot bei der Fußballwoche der SV Ahlerstedt/Ottendorf auf den Rasen, sondern schreitet akkurat gekleidet mit Brille im Gesicht übers Grün Richtung Auswechselbank. Der 32-Jährige, der im August Geburtstag feiert, hat seine aktive Laufbahn beendet beim TuS Harsefeld.

Für die kommende Landesligasaison wird er als Sportdirektor geführt. „Ich hab’ gleich Feuer gefangen“, sagt Martens bezüglich seiner neuen Funktion. Zwar sei ursprünglich geplant gewesen, dass er sich erst für die 2020 beginnende Saison um Neuzugänge bemüht. „Aber ich hab’ gefühlt schon 30, 40 Gespräche geführt“, erzählt Martens und nennt das „Vorarbeit“. Es mache Spaß, den Fußball „von der anderen Seite“ kennenzulernen. „Ich rede mit den Spielern aber noch so, als wäre ich selbst noch Spieler“, sagt Martens, der von allen Sascha, sein russischer Geburtsname, genannt wird. Als Fußballer kann Martens auf eine bewegte Laufbahn zurückblicken. Obwohl ihm durch eine Entscheidung der ganz große Erfolg nicht vergönnt war.

Wiedersehen verpasst

Der Wechsel 2014 von der SV Drochtersen/Assel zum TuS Harsefeld war für Martens beschlossene Sache. Er wohnte in Harsefeld seit einem Jahr, Familie (mittlerweile zwei Kinder) und Beruf (selbstständig als Versicherungsmakler) rückten in den Vordergrund. Da wurde sein Mitspieler Enrico Maaßen als neuer D/A-Trainer verkündet. „Wir haben uns um zwei Monate verpasst“, sagt Martens über das Zeitfenster zwischen seiner Wechselentscheidung und Maaßens Trainereinstieg. Maaßen sagte damals, dass er den Abgang von Martens sehr bedauere. Martens sagt heute, dass er Maaßen gern noch als Trainer erlebt hätte. „Enno hätte mich als Fußballer noch einmal weiter nach vorne gebracht – das wäre noch mal ein Highlight gewesen“, sagt Martens, er und Maaßen hatten immer dieselbe Ansicht von Fußball. Dass D/A unter Maaßen sogleich den Regionalliga-Aufstieg schaffte und im Folgejahr erstmals Niedersachsenpokal-Sieger wurde, beurteilt Martens wenig wehmütig. Die verpassten Erfolge seien nicht zu erwarten gewesen. In der vierten Liga hatte Martens schon zum Beginn seiner Laufbahn gespielt. Ausgebildet bei Wischhafen/Dornbusch und D/A wechselte Martens nach nur einem Herrenjahr 2006 von D/A zu Bergedorf85, danach ging es 2007 zum TuS Heeslingen. Beide Mannschaften spielten in der Oberliga Nord, seinerzeit noch die vierthöchste Klasse. Das große Talent Martens gehörte bei beiden Mannschaften mit jeweils 29 Saisonspielen zur Stammelf. Nach diesen zwei Jahren zog es ihn aber wieder zurück zu seinem Heimatverein D/A.

Plötzlicher Aufstieg

Und dann kam der Wechsel in die neue Heimat Harsefeld zum TuS. Martens wollte kürzertreten. „Ich hatte mich schön auf Bezirksligafußball eingestellt“, erzählt er amüsiert, „und dann sind die plötzlich aufgestiegen.“ Er dachte, der TuS würde als Aufsteiger „untergehen“. Aber die Mannschaft spielte mit einer ungeheuren Euphorie. Harsefeld stand in dieser Saison, 2014/15, mehr als 20 Spieltage auf Platz eins. Dann wurde das entscheidende Duell gegen den Titelkonkurrenten Heeslingen unglücklich mit 0:1 verloren. Danach war die Luft raus, die Euphorie gebrochen. „Auch wenn wir am Ende nur Fünfter waren“, sagt Martens, „eigentlich waren wir in dieser Saison dem Oberliga-Aufstieg am nächsten.“ Wenn es so gekommen wäre, hätte er den Aufwand als ehrgeiziger Fußballer auch nochmals durchgezogen. „Traurig war ich aber nicht“, sagt Martens, das Scheitern tat ihm eher für die jungen Mitspieler leid. Gleiches gilt in diesem Fall auch für die beiden Vizemeisterschaften 2017 und 2019.Je näher der TuS Harsefeld dem maximalen Erfolg kommt, desto mehr blockiert die Mannschaft, sagt Martens. „Flatterige Beine“ nennt der Routinier das. Trainer Dennis Mandel versucht daher, immer die Leichtigkeit und den Spaß am Spiel im Fokus zu halten. Nun ist er als Sportdirektor mitverantwortlich.

Zurückhaltung bei den Zielen

So hält sich Martens, wie üblich beim TuS Harsefeld, mit Vorgaben und Zielaussprüchen vor der neuen Landesligasaison zurück. Deutlich wird er, wie von ihm gewohnt, dennoch. „Qualitativ sind wir besser“, sagt er. Die jungen Spieler hätten in der vergangenen Saison einen Sprung gemacht und werden sich noch weiterentwickeln. Er sei ein „großer Fan von den Jungs“. Martens nennt Niko Karsten, Nico Osuch und Pascal Schawaller. „In der Breite haben wir zu wenig“, sagt Martens. Während der Saison dürfe nicht viel passieren. Sprich, der TuS Harsefeld muss vom Verletzungspech verschont bleiben. Und dann lässt Martens den Satz folgen: „Aber vielleicht tut sich ja noch was.“ Er lacht. Da kommt schon der neue Job durch.Der Wechsel vom Platz ins Organisatorische fiel Martens nicht schwer. „Ich war ja nie der Schnellste, aber mir ging zuletzt die Spritzigkeit verloren“, sagt er. Zudem habe er gesehen, dass er im Team austauschbar wurde, dass die Mannschaft den fehlenden Martens kompensieren konnte. Schade sei aber, dass er zum Saisonende verletzt fehlte. „So habe ich keinen richtigen Abschied auf dem Platz gehabt.“ Akkurat gekleidet und mit Brille schaute er da schon zu.

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