Von Jan Bröhan
HARSEFELD. Die Taktik ging voll auf: Der TuS Harsefeld gewann in der Fußball-Landesliga das Spitzenspiel gegen den FC Hagen/Uthlede mit 2:1. Was sich Trainer Dennis Mandel diesmal ausgedacht hatte.
Der FC Hagen/Uthlede zählt zu den spielerisch stärksten Mannschaften in der Fußball-Landesliga. In Harsefeld verzweifelt die Mannschaft um den Spielgestalter Kai Diesing aber regelmäßig. Im jetzigen Spitzenspiel stürzte der TuS Harsefeld den Tabellenführer durch einen 2:1-Sieg. Die Taktik von TuS-Trainer Dennis Mandel ging dabei voll auf. Auch dank seiner zwei „Kanten“ in der Innenverteidigung.
Yannick Becker, der Torhüter des FC Hagen/Uthlede, hatte schon kurz vor dem Anpfiff so eine Ahnung. Seinen Außenspielern rief er zu, dass sie „diese beiden Kanten“ beachten sollen, wenn sie das Spiel über die Außen aufziehen. Gemeint waren die beiden Innenverteidiger Phillip Seib und Danny Berner. Seib misst stolze 1,95 Meter, Berner ist sogar noch einen Tick länger. Diese beiden Kanten also waren maßgeblich daran beteiligt, dass das Bemühen des FC Hagen/Uthlede nicht über das Prädikat „stets bemüht“ hinaus ging und dass die Verzweiflung mit jedem weiter verpufften Angriffsversuch größer wurde. Seib und Berner gewannen jedes Kopfballduell, klar. Ihr Stellungsspiel war ebenso tadellos. Dass diese beiden Kanten aber so gar nicht hüftsteif sind und auch noch über zwei feine Füße verfügen, machte es dem rastlos anstürmenden Tabellenführer umso schwerer. FC-Dirigent Kai Diesing, einer der technisch versiertesten Landesliga-Dribbler, versuchte sich in der letzten Viertelstunde darin, Seib zu umkurven: Es entstand ein Tänzchen mit drei Umdrehungen, das Seib mit Ballgewinn beendete und einen Konter einleitete.
In dem nickelig geführten Spitzenspiel hatte der optisch überlegene FC Hagen/Uthlede allein acht Freistöße innerhalb der Gefahrenzone rund um den Strafraum herum, dazu viermal so viele Ecken wie der TuS Harsefeld, allein drei hintereinander während der dreiminütigen Nachspielzeit. Aber die Harsefelder Kompaktheit um die zwei Kanten herum war nicht zu knacken. TuS-Trainer Dennis Mandel stellte nach dem Sieg vergnügt fest, dass der Gegner bei aller Bemühtheit keine nennenswerte Chance hatte. Mandel lobte vor allem die mannschaftliche Geschlossenheit. „Und die Mannschaft hat die taktischen Vorgaben bestens umgesetzt.“
Mandel hatte den FC Hagen/Uthlede am vergangenen Spieltag beim 1:1 gegen Teutonia Uelzen beobachtet. Vor allem die Diagonalbälle, mit denen die Abwehr ausgehebelt werden soll, gelte es zu unterbinden. Seib in der Innenverteidigung statt auf der Sechserposition sollte Sicherheit bringen und das Spiel nach vorne flexibler, wenn sich der Winterzugang in den Spielaufbau einschaltet. Harsefeld wollte den Gegner kommen lassen. „Fußballspielen ist auf diesem Rasen nicht möglich“, sagte Mandel. Auf dem unebenen Geläuf im Waldstadion versprangen die Bälle tatsächlich wie Flummis. Da wurde die Koordination der Spieler des Öfteren auf die Probe gestellt. „Das war kein schönes Fußballspiel“, stellte Mandel mit einem genüsslichen Lächeln fest. Siege verzeihen viel. Zumal des Trainers Taktik aufging. Zumal es das erste Pflichtspiel des TuS Harsefeld seit zehn Wochen war. Mandel hatte vor dem Spiel diesbezüglich noch seine Bedenken. „Auf dem Papier ist es ganz einfach“, sagte er bezüglich auf seine Vorgaben. Ob die Mannschaft diese dann auch umsetzen könne, werde er sehen.
Mandel sah einen kontrolliert verteidigenden und effizient angreifenden TuS Harsefeld. Leandro Dittmer startete in der 32. Minute seinen zweiten Ausflug über links in den gegnerischen Strafraum, er hätte selbst abschließen können, FC-Torhüter Becker musste ihm am kurzen Eck entgegenkommen, Dittmer passte mit Übersicht und perfektem Timing: Stürmer Stephen Famewo musste nur noch einschieben, 1:0.
Kurz vor der Pause behielt dann Dennis Osuch die Übersicht und hatte die Ruhe weg. Statt quer oder nach außen abzuspielen, legte er sich den Ball zurecht und schlenzte diesen am Gegenspieler vorbei ins lange Eck, Becker streckte sich vergeblich, 2:0.
Doch es sollte 45 Minuten spannend bleiben, weil die eine Kante, Berner, im Anschluss einen hohen langen Ball über sich hinwegsegeln ließ, im Glauben, hinter ihm sei nur noch Leere und Torhüter Fabiano Curia behütet den Ball bis zum anstehenden Pausenpfiff. Doch Außenverteidiger Marcel Ziemann streichelte den Ball und übersah bei aller Verliebtheit seinen attackierenden Gegner im Rücken. Ganz erschrocken verursachte Ziemann einen Elfmeterpfiff statt des Pausenpfiffs. Diesing verkürzte platziert und flach auf 1:2. Es sollte dabei bleiben.
Das umkämpfte Spiel hatte kaum noch sehenswerte Torszenen zu bieten. Und so umarmten sich die beiden Kanten nach dem Abpfiff innig und Seib ließ ein tiefen Freudenschrei ertönen. So hat er sich sein erstes Pflichtspiel für den TuS Harsefeld vorgestellt. Die Harsefelder zeigen Kante im Titelrennen.
Die Statistik
Tore: 1:0 (32.) Famewo, 2:0 (44.) Osuch, 2:1 (45. FE) Diesing.
TuS Harsefeld: Curia, Ziemann, Berner, Seib, Dittmer, Depperschmidt, Martens, Osuch, Bruns (77. Klein), Ehrlich (89. Schawaller), Famewo (64. Kocmarsky).
Zuschauer: 160.
Das nächste Spiel: TSV Etelsen – TuS Harsefeld (So., 19. März, 14 Uhr).