Da wir es nicht besser hätten schreiben können, wollen wir euch als Nachberichterstattung den hervorragenden Bericht von Tageblatt Redakteur Jan Bröhan nicht vorenthalten.
TuS Harsefeld: Kähm kommt stark über linksaußen
Der TuS Harsefeld hat sein Auftaktspiel der Fußball-Landesligasaison mit 2:0 gegen den Rotenburger SV gewonnen. Bis zum erlösenden Siegtreffer in der 90. Minute mussten die Harsefelder 08eine wackelige zweite Halbzeit überstehen.
Minute ertönt, grölt Dennis Mandel ein inbrünstiges „Jawohl“. All die aufgebaute Anspannung entweicht bei dem Trainer des TuS Harsefeld.
Bei René Kracke zwickt es wieder. „Das Trainingslager war zu heftig“, erzählt er gut gelaunt vor dem Spiel. Muskuläre Probleme in dem Bein, wo er den Kreuzbandriss hatte. Bis zum Trainingslager hatte der Zehner eine blendende Vorbereitung hinter sich, deutete in den Testspielen und im ersten Pokalspiel an, wie wichtig er für den TuS Harsefeld nach seiner ewigen Verletzungspause sein kann. Für ihn spielt der vom Heeslinger SC zurückgekehrte Routinier Stephen Famewo gegen den Rotenburger SV im Mittelfeld. Mit seiner Ballsicherheit und Übersicht soll der eigentliche Stürmer für Ruhe sorgen und Alexander Martens beim Spielaufbau unterstützen. Dafür rückt Andreas Kähm mal wieder in die Spitze. Kähm spielt schon seine dritte Saison für den TuS Harsefeld und zählt erst 19 Lenze. „Der Junge hat schon jetzt eine super Entwicklung gemacht“, sagt Teammanager Tim Schnoor. Und. „Er weiß noch gar nicht, was alles in ihm steckt.“
Dass Kähm aber mit dem nötigen Selbstvertrauen gesegnet ist und sich seines Könnens durchaus bewusst ist, zeigt er in der 18. Minute in eindrucksvoller Manier: Er erläuft auf der linken Seite einen langen Pass und erkennt die Spielsituation mit zwei heraneilenden Gegnern sowie dem aufgerücktem RSV-Torhüter sofort, fackelt nicht lange und schließt aus halblinker Position per wuchtigen Heber ab. Der Ball verfehlt den langen Pfosten nur knapp. Die meisten Fußballer hätten versucht, den Ball erstmal zu kontrollieren. Kähm kann den Ball kontrolliert als schwierigen Torschuss verarbeiten. Der 19-Jährige ärgert sich über die vergebene Halbchance, als hätte er gerade einen Elfmeter kläglich vergeben. Nur drei Minuten später kommt Kähm nach einem Pass von Kai-Ole Ehrlich wieder über links, diesmal zieht er an seinem Gegenspieler vorbei und an die Torauslinie, ortet Stephen Famewo im Fünfmeterraum am langen Pfosten und spielt den perfekten Querpass zwischen zwei Abwehrspielern und dem Torwart hindurch. Famewo hält nur noch den Fuß hin. 1:0. Famewo zeigt sofort auf Kähm und eilt ihm entgegen. Kähm jubelt so ausgelassen, als hätte er gerade selbst ein Traumtor erzielt.
Seit der Rückrunde in der vergangenen Saison setzt TuS-Trainer Mandel sein Talent vermehrt über die Außen ein statt zentral. Auch gegen den Rotenburger SV hat der zentral eingesetzte Kähm über außen seine stärksten Szenen. „Da kann er seine Stärken wie seine Schnelligkeit noch besser zur Geltung bringen“, sagt Schnoor. Als Kähm die ersten Male als Flügelflitzer eingesetzt worden war, lobte Schnoor ihn für seine guten Leistungen. Kähm habe lächelnd geantwortet, dass er aber eigentlich gar nicht wüsste, was er da so macht. Kähm ist ein Instinkt-Fußballer. „Taktisch muss er natürlich noch viel lernen“, sagt Schnoor. Ihn machen seine Unbekümmertheit und sein Drang zum Tor so stark. Der 19-Jährige muss aber noch mehr mit Übersicht spielen.
Wie Kähm spielt die ganze Harsefelder Mannschaft in der ersten Halbzeit erfrischenden Fußball. Der TuS kontrolliert das Spiel. Allerdings macht der Gastgeber den Sieg nicht klar. Famewo und zwei Mal Dennis Osuch vergeben beste Chancen.
Nach dem Seitenwechsel ist plötzlich die Luft raus. Die Harsefelder haben überhaupt keinen Zugriff mehr. Der Spielfluss ist futsch, die Spielkontrolle damit auch. Die Rotenburger drücken, ihr Unvermögen ist das Glück der wackeligen Harsefelder. In der 77. Minute spielt Martens einen perfekten Außenristpass in die Schnittstelle der RSV-Abwehr und Kähm ist durch. Doch Kähm ist jetzt nicht mehr der Kähm der ersten Halbzeit. Er zieht nicht direkt aufs Tor, wird vom Gegenspieler eingeholt, muss ins Dribbling und kommt nicht vorbei. Das hätte die Entscheidung sein können. So geht das Zittern weiter. Die Rotenburger scheitern in der 88. Minute an der Latte. Und dann erlöst der eingewechselte Pascal Schawaller die Harsefelder, als er einen langen Ball vor zwei Gegnern erwischt und per Heber zum 2:0 versenkt.
Mandel hatte schon vor dem Spiel gesagt, dass das Harsefelder Auftaktprogramm „alle Achtung“ sei. Der erste Gradmesser, wie Schnoor den RSV nannte, wurde gemeistert. Der TuS ist auf Kurs.
Die Statistik
Tore: 1:0 (21.) Famewo, 2:0 (90.) Schawaller.
TuS Harsefeld: Curia, Reis, Ziemann, Berner, Dittmer, Depperschmidt, Martens, Osuch, Famewo (78. Bockelmann), Ehrlich (68. Schawaller), Kähm (88. Grube).
Zuschauer: 110